Baustein (im wahrsten Sinne des Wortes) einer heidnischen Hochzeitszeremonie ist der Schwörstein. Das Brautpaar gelobt während der heidnischen Zeremonie beiderseitige Treue und gegenseitigen Beistand.
Als Symbol für diesen Schwur dient ein Stein, der zukünftig einen besonderen Platz in Haus, Hof oder Garten des Brautpaares erhält. Aus früherer Zeit sind richtige kleine Steinberge bekannt, bei denen ein jeder Stein für ein Versprechen, für ein Gelübde, einen Eid oder einen Schwur steht, der von einem Haushaltsmitglied abgeleistet wurde. Ein solcher Stein erinnert jeden Tag an das abgegebene Versprechen und auch an die Strafe, die den Eid- oder Wortbrüchigen bedroht.
Der Stein wird als Wörzeuge (Wörzeuge = Schwörzeuge, Schwurzeuge – von Göttin Wör, der Überwacherin aller Eide und Schwüre) angerufen. Der Wörstein hört den Meineid und nimmt die Rache, indem er den Verräter in seine ewig stumme Natur mit hineinzieht. Es handelt sich hierbei um einen altgermanischen Schwurbrauch. Auch bei den Römern war dieser Brauch bekannt. Bei Illppiter la pis (dem Wörstein, Schwörstein) zu schwören, galt als heiligster Eid.
Der Meineidige rief auf diese Weise für sich selbst die Verbannung heran. Es wohnte also ein Numen in dem Stein, welches wenn es hintergangen ward, den Frevler aus der Gemeinschaft der Mitbürger ausschied. Bei Ovid wird der Meineidige aus der Gesellschaft der Menschen ausgesondert und auf ewig stumm, weil er in einem einzelnen Falle nicht hatte verschwiegen bleiben können. Und der Verwandelte wird ein Silex, ein Stein, wie der Schwörende ihn in der Hand hielt und fortwarf, um die Schmach des Meineides von sich abzuwenden.
In dem nachfolgenden Video ist dargestellt, wie im Rahmen einer Eheleite-Zeremonie nicht nur die beiden Brautleute, sondern auch zwei komplette Familien zusammengebunden werden.